Erläuterungen zu "Der verwunschene Garten"

Buchauszug, Teil II:

 

4. Im Bann des Feuers - Eine unkonventionelle Sicht der Evolution des Menschen

 

Die Entdeckung und Nutzung des Feuers durch den Menschen hatte zur Folge, dass er immer stärker von dieser Energiequelle abhängig wurde. Wenn wir uns in der zivilisierten Welt von heute umschauen, fällt auf, dass sie durchdrungen ist von Feuer, von Energie. Wir sind umgeben von Verbrennungsvorgängen: Motoren in Autos und Flugzeugen. Öl- und Gasheizungen in unseren Gebäuden. Heizkraftwerke und Müllverbrennungsanlagen. Und schliesslich bereichert uns noch eine Sonderform der Energie: die Elektrizität.

Heute fliesst Energie in grossen Mengen und erlaubt uns ein bemerkenswert naturfernes Leben. Ein Dasein voller Gerätschaften und Hilfsmittel, die uns das Konstrukt Lebensstandard ermöglichen und aufrechterhalten. Unsere Lebensführung ist eine von der Natur entfremdete. Und je entfremdeter ein Lebewesen zu existieren versucht, umso mehr Energie benötigt es.

Am Beispiel unserer Nahrungsversorgung kann man diesen höchst unökonomischen Umgang mit Energie erkennen: Mit grossem maschinellen und chemischen Aufwand werden Nahrungsmittel monokulturell erzeugt, in Kunststoffe, Metalle oder Glas verpackt und mit Verkehrmitteln quer durch die Welt transportiert. In unseren Einkaufsläden befindet sich dann der schlussendliche Sammelpunkt dieser Waren. Noch bevor wir gegessen haben, wurden also Unmengen an Ressourcen und Energie verbraucht für Herstellung, Verpackung, Transport, Zwischen- und Endlagerung, bis hin zur Auslage im Regal des Geschäftes.

Und es geht weiter: Wir fahren mit dem Auto einkaufen und versorgen einen Grossteil der Waren daheim im Kühlschrank. Wiederum ein beträchtlicher Energieaufwand noch vor jedem Essen. Für die Zubereitung einer Mahlzeit verbrauchen wir weitere Energie: Wir müssen Packungen öffnen, diese entsorgen, Gemüse waschen und in Handarbeit klein schneiden, Fleisch zubereiten, Zwiebeln und Kräuter hacken, und dann diese Zutaten in Töpfen und Pfannen versorgen. Noch immer haben wir keinen Bissen zu uns genommen. Aber schon viele physikalische Watteinheiten an Bereitstellungs- und Arbeitsenergie unerkannt im Hintergrund verbraucht.

Nun schalten wir den Herd ein und erhitzen die Zutaten. Anschliessend verzehren wir unsere warme Speise, um uns dann mit dem Abwasch von Geschirr zu beschäftigen. Strom für Herd und Geschirrspüler sind verbraucht worden. Gleichzeitig schaden wir uns selbst mit den denaturierten Mahlzeiten in einer Weise, die wiederum einen ganzen »Rattenschwanz« an Energieaufwand nach sich zieht. Wir müssen Kaffee trinken, weil uns das gekochte Essen müde macht. Wir genehmigen uns am Abend alkoholische Getränke, weil unser entfremdetes Leben uns aufs Gemüt schlägt und wir künstliche Stimmung und Geborgenheit brauchen. Wiederum bedingen diese Massnahmen Importe von Produkten zum Preis einer grossen Menge Energie. Zusätzlich verwenden wir Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente, um mit den negativen Folgen der Kochkost klarzukommen. Der überwiegende Teil der gesamten Institution Medizin existiert nur aufgrund der Auswirkungen unserer ungesunden Kost: Wir fahren (Verkehrsmittel; weiterer Energieverbrauch) zu Ärzten, wenn wir krank sind, lassen uns in einem Spital operieren und nutzen anschliessend nicht selten Begleittherapien (Kuren, Rehabilitationen). Oder wir fahren (Verkehrsmittel; Energieverbrauch) zu Fitnesseinrichtungen, Lauf-Parcours und Stadien, um Sport zu treiben aufgrund unseres an Bewegung armen, aber an Kalorien reichen Lebens.

Im Vergleich zu einem angeblich »weniger intelligenten« Orang-Utan, der sich mit äusserst geringem Aufwand aus seiner unmittelbaren Umgebung ernährt, ist unser Energieverbrauch rund um Ernährung und Gesundheit geradezu astronomisch hoch.

Spitz gefragt: Ist ein hoher Energieverbrauch ein Zeichen von Intelligenz?

Unser hochenergetisches, verschwenderisches Wohlstandsleben richtet nicht nur Schaden in uns selbst an. Denn die Bereitstellung von Energie und Ressourcen erfolgt mittels zahlreicher technischer Errungenschaften, die auf unserem Planeten eine Menge gravierender Spuren hinterlassen. Die Erde wird ausgehöhlt und umgegraben für ein ganzes Arsenal an Rohstoffen. Wälder werden zu Bauholz und Treibstoff verarbeitet, ganze Landflächen werden umstrukturiert. Der Energieverbrauch selbst geht zusätzlich einher mit einer »inneren« Umweltschädigung: Luft, Gewässer und Böden werden mit Verbrennungsrückständen und allerlei Derivaten unserer Zivilisation chemisch und biologisch verunreinigt. Das ökologische Resultat unserer »Welt im Bann des Feuers« ist vor allem ein gigantisches Energie- und Abfallproblem.

Dabei fing alles so harmlos an ...

Damals, vor vielen Jahrhunderttausenden, als der Mensch die ersten kleinen Feuerstellen anlegte. Und seine Erfahrungen machte mit dem, was Feuer zu verändern vermag.

Heute sind wir in weitreichender Weise umgeben und durchdrungen vom Feuer. Sowohl in symbolischer, als auch in einer bemerkenswert realen Hinsicht. Denn indem wir kochen und heisse Speisen verzehren, holen wir das Feuer in unseren Körper. Wir einverleiben uns grosse Mengen Röststoffe (Maillard-Substanzen) mittels Kaffee, Kakao, Brot, Gebäck, Grillwaren und Frittiertem. Stoffe, die durch Hitze entstanden sind und nun unser Nervensystem reizen und uns künstlich energetisieren. Die Kochkunst befeuert uns quasi von innen. In einigen Redewendungen taucht dieser Vorgang verbildlicht wieder auf: ein Hitzkopf sein, heissblütig sein, innerlich kochen, mal wieder Dampf ablassen, ein Heisssporn sein, fiebern auf etwas.

Der Prozess der Denaturierung, den der Mensch in allen Bereichen seines Lebensraumes bewirkt, umschliesst ihn und seine Erzeugnisse gleichsam in Form einer Aura des Künstlichen: Eine Aura der Gekochten Welt. Eine Aura der molekularen Veränderungen und elektromagnetischen Emanationen, eine komplexe »Hülle« aus einer Vielzahl von Störfeldern (s. a. II/5.5).

Den biochemischen Teil dieser Aura könnte man auch griffig als »Maillard-Feld« bezeichnen. Dieses Maillard-Feld durchdringt und umhüllt uns Menschen körperlich, psychisch, sozial und sogar ökologisch (!). Wie schon mehrfach erwähnt, nimmt die von uns Menschen verzehrte, erhitzte Nahrung direkten Einfluss auf unsere Stoffwechselvorgänge und damit auf alles, was aus ihnen folgt: Körpergeruch, Aussehen, Fähigkeiten und Handlungen, Gedanken, Wünsche und Träume. Die im Vergleich zu den Tieren viel häufiger auftretenden Assymetrien im menschlichen Körperbau, die Menge an unangenehmen Alterungssymptomen, die körperlichen Strukturschwächen wie Cellulitis und Übergewicht, sowie die zahllosen Krankheiten und Allergien, zeugen von den Auswirkungen unserer Durchdrungenheit mit unnatürlichen biochemischen Substanzen.

Das Maillard-Feld ist durchaus auch als reales Phänomen sichtbar und riechbar. Denn die Unmengen der durch das Kochen hergestellten Fremdsubstanzen belasten nicht nur uns selbst, sondern auch in immer grösserem Ausmass unsere Umwelt. So kommen denaturierte Nahrungsmittel auch in der Tierhaltung zum Einsatz. Die bekannte Krankheit BSE (»Rinder-Wahnsinn«), als Folge einer gravierend artfremden Ernährung (Trockenfleisch im Futter) zeigt uns auf erschütternde Weise, wie erheblich auch Tiere unter den Folgen einer falschen Kost leiden können.

Doch wir verunreinigen nicht nur die Tiere. In direkter Folge verunreinigen wir auch die umliegenden Wiesen und Äcker, indem wir den Kot und Urin dieser Tiere dort ausbringen (Gülleproblematik). Zusätzlich zu den Klärschlämmen aus unserer eigenen Produktion (in einigen Ländern üblich). Es gelangen also ständig neue chemische Stoffe in die Kreisläufe der Natur. Die Wiesen unseres Nutzlandes beispielsweise haben, im Vergleich zu natürlichen Wiesen, einen viel zu hellen Grünton. Die Ackerböden riechen unangenehm nach den Substanzen, mit denen sie behandelt und getränkt wurden. Und die Gewässer werden belastet mit Einschwemmungen aus den Landwirtschaftszonen. Die vielen Maillard-Substanzen und anderen Chemikalien in der Umwelt, verändern deren Biochemie und Mikrobiologie in ungeahnter Weise.

Weiterhin rückvergiften wir uns geradezu doppelt, indem wir Gemüse aus dem Handel gekocht verzehren, das mit den Ausscheidungen denaturiert ernährter Tiere gedüngt wurde. Und das Nutzvieh selbst steht draussen und frisst Gras von einer Wiese, welche mehrmals im Jahr gegüllt wird mit seinem eigenen Kot und Urin. Womit sich in dessen Fleisch natürlich weiter fremdartige Substanzen anreichern. Neben einer zunehmenden Krankheitsanfälligkeit des Tieres, hat dieser Prozess auch für uns Menschen Folgen, denn schliesslich essen wir das Fleisch dieser Tiere. Und da wir dies nicht roh tun, sondern das auf Umwegen doppelt und dreifach belastete Fleisch wiederum durch Kochen und Braten verändern, entfernen wir uns mehr und mehr vom Ursprünglichen ...

Im Hintergrund unserer Lebenswelt läuft nahezu unentdeckt ein akkumulierender Kreislauf der Denaturierungen.

Betrachtet man die zunehmende Entfremdung des Menschen als »umfassenden Strukturwandel«, so scheint dieser parallel zu verlaufen mit einer immer grösser werdenden Erzeugung künstlicher Substanzen. Wir denaturieren unsere Lebenswelt. Und wir denaturieren uns selbst. Mehr und mehr Phänomene gliedern sich ein in die produzierten Störfelder des zivilisiert lebenden Menschen, die wiederum auf ihn zurückwirken, ihn weiter schwächen und gefangen halten in einem »Käfig des Künstlichen«.

Aktueller Höhepunkt dieser Vorgänge der Entfremdung ist das weitläufige Gebiet der Gen-Technik. Durch die indirekte Einbringung von Fremd-Genen in die Umwelt mittels künstlich angepasster Pflanzen und Tiere, erfolgt eine neue Ära der Umwelt- und Innenweltbeeinflussung. Jeder ahnt, dass dies keine guten Folgen haben wird. Doch natürlich wird die Gen-Technik nicht aufzuhalten sein. Und natürlich wird viel Unerwartetes und auch Schlimmes geschehen. Es muss sein. Es ist menschlich, sich selbst zu schaden. Denn wir stecken viel zu tief drin in diesem fortschreitenden Prozess der Entfremdung.

Wir stehen im Bann des Feuers.

Mehr denn je.